Eigentlich beginnt alles ganz harmlos. Ein alter Professor hört Stimmen, ein Toningenieur erfindet narkotisierende Klänge, ein Erfinder bietet beim Patentamt einen bombensicheren Schutz vor Flugzeugkatastrophen an, ein bigotter Herzkranker bittet Gott um Hilfe. Aber dann kommt jedesmal eine überraschende Wendung, die den Leser eiskalt erwischt. Der Toningenieur hat in seinem Erfindereifer nicht an die Autoradios gedacht, der Professor will die Menschen zum Verschwinden bringen, und Gott erfüllt die Bitte des opportunistischen Gottesanbeters auf heimtückische Weise.
Pressestimmen
Auf keinen Geringeren als Goethe beruft sich E.W. Heine im Vorwort zu seinem Buch „Kuck Kuck. Noch mehr Kille Kille Geschichten“. Lesern, die seine Geschichten arg übertrieben fänden, legt er nämlich eine Satz des Olympiers ans Herz: „Ich habe niemals von einem Verbrechen gehört, das ich nicht hätte begehen können“; Goethe freilich hat Heines Geschichten nie lesen können...
E.W. Heines Geschichten verweisen natürlich nicht auf Goethe, sondern – wie schon beim Erscheinen seiner ersten „Kille Kille Geschichten“ bemerkt worden ist – auf einen ganz anderen Traditonsbereich, den angelsächsischen, und es sind im Unterschied zu dem Deutschen E.W. Heine heute vornehmlich Autoren aus diesem Bereich, die diese Art von (Kriminal-) Geschichten verfertigen, ob sie nun Roald Dahl, Stanley Elllin oder Jack Ritchie heißen. Und unverkennbar reichen ihrer aller Wurzeln zurück zu zwei gleichfalls angelsächsischen Autoren, zu Edgar Allan Poe und Mark Twain. Von Poe entlehnen sie das Element des Schauders, des Schrecklichen, das nicht selten schrecklichschön ist, von Twain stammt ihr exzentrischer, zuweilen boshaften Humor.
Besonders einen Ratschlag Poes befolgt E.W. Heine: Eine Erzählung muß kurz sein. Wenn Poe meint, der Künstler, der sein Handwerk verstehe, nehme sich einen bestimmten Effekt vor, den er erzählen will, dann liegt dieser Effekt bei Heine in der überraschenden Wendung, die das Vorangegangene in einem ganz anderen Licht erscheinen läßt. Nicht nur der Ich-Erzähler in der Erzählung „Der Möwenmörder“ weiß am Ende „mit einem Mal, daß alles ganz anders gewesen war“.
Heine ist da am besten, wo er äußerst knapp formuliert, auf jeglichen Wort-Ballast verzichtend nur das gerade Notwendige erzählt und damit eine weitere Forderung Poes einlöst: „In der ganzen Erzählung darf es nicht ein Wort geben, das nicht direkt oder indirekt zu dem vorher konzipierten Plan beiträgt.
Angesichts solch weiser Selbstbeschränkung des Autors empfiehlt sich auch für den Leser maßvolles Verhalten.
E.W. Heines Alptraum soll es sein, Leser zu langweilen. Da kann er ruhig schlafen. Auch bei seinem dritten Erzählband mit 13 Kurzgeschichten ist eigentlich nur eines zu bedauern – daß es nicht mehr geworden sind. Meist wird da knapp und knackig aus der staunenswerten Welt bzw. Halbwelt der Kriminalität und verwandter Bereiche erzählt. Und die immer überraschende Pointe lauert kunstgerecht in den letzten beiden Sätzen. Wenn nicht die deutschen Ortsnamen wären, man fühlte sich im tiefschwarzen angelsächsischen Satire- und Schaudergewerbe und die Herren Poe, Twain und Bierce lassen grüßen.
Von deutscher Umständlichkeit kann man hier nichts bemerken.
Westfälische Nachrichten